Villa For Forest

Wann werden die staatstragenden Parteien endlich geschlossen und glaubwürdig gegen braune Kacke auftreten

RAU,
DER STANDARD, Printausgabe, 28.9.2010

Ritter H.-C.

Leute, die (Strache-)FPÖ verwendet immer wieder
rassistische und rechtsextreme Inhalte, gern auch mit NS-Ästhetik

Inzwischen ist
ja zur Genüge festgestellt, dass dem klassischen FPÖ-Wähler die NS-Anklänge
seiner Lieblingspartei im besten Fall aber so was von wurscht sind. Anderen,
die vielleicht im Sinne eines guilty pleasure (Strache-Wählen so wie
Nachmittags-Talkshows schauen) in Versuchung kommen, muss man halt jeweils klar
sagen: Leute, die (Strache-)FPÖ verwendet immer wieder rassistische,
fremdenfeindliche und rechtsextreme Inhalte, gern auch mit NS-Ästhetik.

Die Wiener FPÖ
versendet derzeit an alle Haushalte einen Folder mit einem Strache-Comic. Das
zeigt u. a. einen türkischen Reiter, der ein Baby auf seine Lanze gespießt hat.
In der FPÖ muss es doch gebildete Menschen geben, denn das ist aus einem
Flugblatt aus der Zeit der Türkenbelagerung. Zusätzlich fordert eine
Strache-Figur einen Buben mit einer Steinschleuder auf: „Wennst dem
Mustafa ane aufbrennst, kriegst a Hasse spendiert!“ Wer jemals als Bub
eine Steinschleuder hatte, weiß, dass man damit auch Augen ausschießen kann.

Bei dieser
Gewaltaufforderung wird Strache als Ritter dargestellt, der ein Schwert
schwingt. So wie eine ganz ähnliche, noch üblere Karikatur im Nazi-Hetzblatt
Der Stürmer von 1935, wo so ein teutscher Ritter in ganz ähnlicher Aufmachung
die Juden mit dem Schwert bedroht. Womit diesmal die Verbindung von
antimuslimisch und antisemitisch über die Ästhetik-Schiene gelungen ist.



  

Artikelbild: Vergleichbare Körperhaltung, ähnliche Kleidung - nur dass der "Stürmer" brutal gegen Juden hetzt, - Grafik: Redaktion

Artikelbild:  während der FP-Comic scheinbar witzig über "Mustafa"
herzieht. - Grafik: FPÖ

Vergleichbare
Körperhaltung, ähnliche Kleidung – nur dass der „Stürmer“ brutal
gegen Juden hetzt, während der
FP-Comic scheinbar witzig über „Mustafa“ herzieht.


Irene Brickner, DER STANDARD, Printausgabe, 28.9.2010

Strache-Comic ähnelt
„Stürmer“-Zeichnung

Blogbetreiber: Pose Straches in der FP-Broschüre
erinnert an antisemitische Postille von 1935

Die
„Wiener Sagen“-Broschüre der Freiheitlichen, in der eine gegen Türken
kämpfende Comicfigur, die FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ähnelt, einen Buben
auffordert, „Mustafa ane aufzubrennen“, weckt historische
Assoziationen. Die Pose des Strache-Männchens habe ihn sofort an martialische
Darstellungen des „Stürmers“ aus der gleichnamigen antisemitischen
Nazi-Hetzschrift der 1930er- und 1940er-Jahre erinnert, sagt Hans Kirchmeyr,
Betreiber des Blogs www. blog.bassena.org.

Im Internet sei
er auf eine Zeichnung aus der Nazi-Zeitung gestoßen, die die Ähnlichkeit auf
den Punkt bringe, schildert der Angestellte. Also habe er beide Darstellungen
nebeneinander online gestellt. Am Montag bestätigte eine Expertin der
Nationalbibliothek dem Standard, dass es sich bei der historischen
Schwarz-Weiß-Zeichnung um die Illustration auf der Stürmer-Titelseite vom 1.
November 1935 handelt. Unterschrift: „Die Juden sind unser Unglück.“

In der FPÖ
wollte man den Vergleich nicht ernsthaft kommentieren. „Stürmer? Ich kenne
nur Christina Stürmer“, reagierte am FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl.
Mit der Nazi-Zeitschrift „beschäftige ich mich nicht“, sagte er auf
Nachfrage.

Vielmehr habe
die FPÖ-Broschüre „das Wissen der Wiener über ihre Geschichte und ihre
Sagen vertiefen wollen“. In einer Auflage von 550.000 Stück angefertigt,
habe man das Druckwerk in Wien an alle Haushalte verschickt – und zwar
unabhängig vom Alter der Angeschriebenen.

Einen Nachtrag
zu ihrer Verhetzungsanzeige von Samstag haben indes die Grünen am Montag der
Staatsanwaltschaft zukommen lassen. „Die Broschüre ist auch auf der
FPÖ-Homepage abrufbar. Daher haben wir darauf hingewiesen, dass zum Verdacht
der Verhetzung auch jener eines Mediendelikts dazukommen könnte“,
erläutert Grünen-Sprecher Patrick Volf. Konkret wird eine gerichtliche Löschung
des Links angeregt. 


Alice Schwarzer*, DER STANDARD/Printausgabe 28.9.2010

Wie kommt Alice Schwarzer auf ein FPÖ-Inserat?

Wir
wissen es nicht. Schwarzer selbst weiß es auch nicht. Grund genug
jedenfalls für ein paar Klarstellungen zum Thema „Falsche Toleranz und
Rechtspopulismus“, die die „Emma“-Chefin dem STANDARD übermittelte

Artikelbild: Konstruierte Nähe: "Hätte mich die FPÖ gefragt, ob sie mich in der
Parteienwerbung zitieren darf, hätte ich es selbstverständlich nicht
zugelassen", sagt Alice Schwarzer. - Fotos: Reuters, APA; Montage: Beigelbeck

Konstruierte Nähe: „Hätte mich die FPÖ gefragt, ob sie mich in der
Parteienwerbung zitieren darf, hätte ich es selbstverständlich nicht
zugelassen“, sagt Alice Schwarzer.


Wie
ich gerade erfahre, wirbt die FPÖ mit einem Zitat von mir in einer
Anzeige zur sogenannten „Islam-Debatte“. Dieses Zitat lautet: „Diese
Leute, die Islamisten, die müssen wir als das begreifen, was sie sind –
als unsere Feinde. Und denen haben wir politisch Paroli zu bieten.“ Ich
erinnere mich nicht, könnte das aber durchaus so gesagt haben. Doch
selbstverständlich geht es mir dabei nicht um „den Islam“ oder „die
Muslime“, sondern ausschließlich um den islamistischen Fundamentalismus.
Allerhöchste Zeit, dass wir lernen, das zu unterscheiden.

Nein, die FPÖ hat mich nicht gefragt, ob sie mich in ihrer
Parteienwerbung zitieren darf. Ich hätte das selbstverständlich nicht
zugelassen.

Der politisierte Islam agitiert seit Mitte der 1980er-Jahre auch
mitten in Europa, seine Wurzeln hat er in Khomeinis Gottesstaat Iran und
bei den ägyptischen Muslimbrüdern. Wir kennen die blutigen Folgen der
Scharia zur Genüge. Die ersten Opfer dieser Islamisten sind nicht wir,
sondern sind die aufgeklärten Muslime und Musliminnen selbst. Innerhalb
der islamistischen Staaten wie mitten unter uns. Ihnen schulden wir
Solidarität! – Und darum sind ein Drittel der Autorinnen des gerade von
mir herausgegebenen Buches „Die große Verschleierung – für Integration,
gegen Islamismus“ auch Musliminnen.

Diese Solidarität haben die Parteien der Mitte und Linken bisher
weitgehend vermissen lassen. Den „Dialog“ haben sie stattdessen immer
nur mit Repräsentanten des politischen Islam geführt. Die aber vertreten
maximal zehn Prozent der in unseren Ländern lebenden Menschen aus dem
muslimischen Kulturkreis.

Die Not der restlichen 90 Prozent sowie das Unbehagen der
einheimischen Bevölkerung an der islamistischen Agitation haben die
demokratischen Parteien sowie andere gesellschaftliche Repräsentanten,
wie Kirchen etc. bisher ignoriert.

Weil es bequemer so ist. Weil sie sich nicht dem Vorwurf des
„Rassismus“ aussetzen wollen. Weil die einheimische Wirtschaft gute
Geschäfte mit den von Islamisten beherrschten Staaten macht.

Die demokratischen Parteien in Europa haben es zugelassen, dass die
Rechtspopulisten das Thema zu dem ihren machen. Es ist also die
Verantwortung der demokratischen Parteien, dass die Rechte heute das
berechtige Unbehagen der Bevölkerung für ihre Ziele funktionalisieren
kann. Weil die Demokraten wegsehen:

– hat eine Mehrheit der Schweizer/innen für ein Minarett-Verbot
plädiert (das ich falsch finde, dessen Beweggründe ich jedoch verstehe);

– haben die Rechtspopulisten in Schweden kräftig dazugewonnen;

– können Rechtspopulisten wie die FPÖ in Österreich mit der Kritik an den Islamisten für ihre Anti-Islam-Politik werben.

Solange die demokratischen Parteien untätig bleiben, wird die Rechte
mit diesen zunehmenden Problemen zunehmend Stimmen fangen können.

Darum ist es höchste Zeit, dass gehandelt wird. In Deutschland hat es
begonnen.


*Alice Schwarzer, Jg. 1942, Galionsfigur der deutschen Frauenbewegung,
ist Gründerin und Herausgeberin der Zeitschrift „Emma“; ihr Buch „Die
große Verschleierung. Für Integration, gegen Islamismus“, in dem sie u.
a. ein Kopftuch-Verbot an deutschen Schulen und ein europaweites
Burka-Verbot fordert, ist soeben bei Kiepenheuer erschienen.


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