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Occupy Wall Street

Die Wall Street und die Sache mit der roten Tinte
©Slavoj Zizek, 14. Oktober 2011 23:15

  • Artikelbild: Slavoj Zizek: "Wir sind keine Träumer, wir sind aufgewacht!" - Foto: Standard/Urban

    Slavoj Zizek: „Wir sind keine Träumer, wir sind aufgewacht!“

  • Artikelbild: Protestalltag  in New York: Ein Wall-Street-Besetzer setzt seine
Unterschrift auf eine  riesige  Kopie der  amerikanischen  Verfassung. - Foto: AFP/Samad

    Protestalltag in New York: Ein Wall-Street-Besetzer setzt seine
    Unterschrift auf eine riesige Kopie der amerikanischen Verfassung.

Es
mischte sich auch Philosophie-Enfant terrible Slavoj Zizek unter die
Protestbewegung am „Liberty Place“. Hier ein Teil seiner Rede

Verliebt
Euch nicht in Euch selbst, in die nette Zeit, die wir hier zusammen
verbringen. Karneval-Feste sind billig, ihren wirklichen Wert kann man
erst am nächsten Tag an den Veränderungen unserer alltäglichen
Normalität erkennen. Verliebt Euch in harte und geduldige Arbeit – wir
sind der Anfang, nicht das Ende. Unsere zentrale Botschaft lautet: Das
Tabu ist gebrochen, wir leben nicht in der bestmöglichen Welt, wir
dürfen, ja müssen sogar über Alternativen nachdenken. Es liegt noch ein
weiter Weg vor uns, und wir werden uns schwierige Fragen stellen müssen –
nicht über das, wogegen wir sind, sondern über das Wofür. Welche
soziale Organisation kann den real existierenden Kapitalismus ersetzen?
Welche neue Art von politischer Führung brauchen wir? Die Alternativen
des 20. Jahrhunderts haben offensichtlich nicht funktioniert.

Also klagt nicht Leute und ihre Verhaltensweisen an; Das Problem ist
nicht die Korruption oder die Gier, das Problem ist das System, das uns
dazu treibt, korrupt zu werden. Die Lösung heißt nicht „Main Street
statt Wall Street“ , sondern wir müssen das System verändern, das darauf
beruht, dass die Main Street nicht ohne die Wall Street funktionieren
kann. Hütet Euch nicht nur vor Feinden, sondern auch vor falschen
Freunden, die vorgeben, uns unterstützen zu wollen, während sie bereits
emsig daran werken, unseren Protest zum Schweigen zu bringen.

Sie werden sagen, dass wir antiamerikanisch sind. Aber wenn uns
konservative Fundamentalisten erklären, dass Amerika eine christliche
Nation ist, sollten wir sie vielleicht daran erinnern, was das
Christentum ausmacht: der Heilige Geist, die freie, egalitäre
Gemeinschaft von Gläubigen, verbunden über das Band der Liebe. Wir sind
der Heilige Geist, während die Wall-Street-Herren wie Heiden agieren,
die falsche Götzen anbeten.

Sie werden sagen, dass wir gewalttätig sind – „Okkupation“ und so.
Ja, wir sind gewalttätig, aber nur im Sinne von Mahatma Gandhi. Wir
agieren gewaltsam, weil wir nicht wollen, dass die Dinge so weiterlaufen
wie bisher. Was aber ist diese rein symbolische Gewalt, verglichen mit
jener, die man benötigt, um die Funktionsweise des globalen
kapitalistischen Systems zu ertragen?

Wir werden Verlierer genannt, aber sind die wahren Verlierer nicht
hier an der Wall Street, die gerade mit hunderten Milliarden von Eurem
Geld gerettet wurden? Sie nennen Euch Sozialisten – aber in den USA gibt
es bereits einen Sozialismus der Reichen. Sie sagen, dass Ihr nicht das
Recht auf Privateigentum respektiert – aber durch die
Wall-Street-Spekulationen, die zum Crash 2008 geführt haben, wurde hart
erarbeitetes Privateigentum vernichtet, als wir das an dieser Stelle je
tun könnten – man denke nur an die tausenden verpfändeten Häuser.

Wir sind keine Kommunisten – jedenfalls keine von denen, deren System
1990 verdientermaßen zusammengekracht ist – und vergessen wir nicht,
dass die Kommunisten, die heute noch an der Macht sind, das
rücksichtsloseste kapitalistische System betreiben (in China). Der
Erfolg des von Kommunisten betriebenen Kapitalismus ist ein untrügliches
Zeichen dafür, dass die Ehe von Kapitalismus und Demokratie vor der
Scheidung steht. Das einzig Kommunistische an uns ist unsere Sorge um
das Gemeinwohl.

Sie werden sagen, dass Ihr Träumer seid, aber die wirklichen Träumer
sind die, die glauben, dass alles endlos so weiter gehen kann wie bisher
– nur mit ein paar kosmetischen Veränderungen. Wir sind keine Träumer,
wir sind die, die aus einem Traum erwachen, der sich längst in einen
Alptraum verwandelt hat. Wir zerstören nichts, wir sind nur Zeuge, wie
das System sich nach und nach selbst zerstört. Wir alle kennen die
klassische Comic-Situation: Die Katze erreicht den Abgrund, aber sie
marschiert weiter, ohne sich drum zu kümmern, dass unter ihren Pfoten
kein Grund mehr ist, und sie stürzt nur ab, wenn sie nach unten blickt.
Wir tun nichts anderes, als die Herrschenden daran zu erinnern, nach
unten zu blicken.

Ist also „Change“ wirklich machbar? Heutzutage sind das Mögliche und
das Unmögliche auf seltsame Weise verteilt. Im Bereich der
individuellen Freiheit und der Technologie machen wir das Unmögliche
möglich (sagt man uns jedenfalls): Wir können Sex in allen Spielarten
der Perversion genießen, ganze Archive von Musik und Filmen downloaden,
selbst Ausflüge ins All sind für jeden machbar (so man über das nötige
Geld verfügt). Wir können auch unsere physischen und psychischen
Fähigkeiten durch Eingriffe in die Genstruktur erweitern – bis hin zum
Traum von der Unsterblichkeit mittels Transformation unserer Identität
in ein Softwareprogramm.

Gleichzeitig werden wir im Bereich der sozialen und ökonomischen
Beziehungen andauernd mit einem „Geht nicht“ , „Kann man nicht“
bombardiert. – Vielleicht ist es nun an der Zeit, die Koordinaten im
Verhältnis zwischen Möglichem und Unmöglichem umzukehren. Vielleicht
können wir dann zwar nicht unsterblich werden, dafür aber mehr
Solidarität und Krankenpflege kriegen?

Im April 2011 berichteten die Medien, dass Chinas Regierung Fantasy-
und Science-Fiction-Filme verboten hat, weil das ernsthafte historische
Angelegenheiten gefährlich frivolisiere. Hier im freien Westen bedarf es
solcher Verbote nicht. Die Ideologie erzeugt genug materielle Kraft, um
uns vor unerwünschten Abweichungen im Umgang mit der Realität zu
bewahren. So können wir uns etwa mühelos das Ende der Welt vorstellen –
siehe die zahllosen Apokalypse-Filme – nicht aber das Ende des
Kapitalismus.

In einem alten Witz aus der ehemaligen DDR bekommt ein deutscher
Arbeiter einen Job in Sibirien. Der Mann ist natürlich besorgt, dass
seine Post von Zensoren gelesen wird, und macht seinen Freunden daher
einen Vorschlag: Vereinbaren wir einfach einen Code: Wenn ein Brief von
mir in blauer Tinte geschrieben ist, ist er echt, wenn die Schrift rot
ist, ist er falsch.

Einen Monat später erhalten seine Freunde den ersten Brief in blauer
Schrift: Alles wunderbar hier, das Essen ist ausgezeichnet, die
Geschäfte sind voll, die Appartements geräumig und gut geheizt, die
Kinos zeigen alle Filme aus dem Westen und es gibt jede Menge hübscher
Mädchen, die sich gern auf ein Verhältnis einlassen – das einzige, was
man nicht bekommt, ist rote Tinte.

Entspricht das nicht genau der Situation, in der wir heute leben? Wir
haben alle nur vorstellbaren Freiheiten, nur keine rote Tinte. Wir
fühlen uns frei, weil es uns an der Sprache fehlt, um unsere Unfreiheit
auszudrücken. Was dieses Fehlen der roten Tinte bedeutet, ist, dass all
die gängigen Worte, die benennen sollen, worum es in den aktuellen
Konflikten geht – „Krieg gegen Terror“, „Demokratie und Freiheit“,
„Menschenrechte“ etc. – schlicht falsch sind, und nur dazu dienen, die
Realität zu verschleiern. Ihr hier gebt uns allen rote Tinte. (Dokumentation: Sarah Shin; Übersetzung: Mischa Jäger; DER STANDARD; Print-Ausgabe, 15.10.2011)

Person
Slavoj Zizek, geboren 1949 in Ljubljana, Philosoph und Psychoanalytiker,
leitet das Birkbeck Institute for the Humanities in London; zuletzt
erschien von ihm „Willkommen in interessanten Zeiten“ (Laika, 2011)

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