Villa For Forest

Herr Landeshauptmann – HILFE BITTE !!!

Villacher Künstler sieht sich unfähig Kärntner zu sein
Foto © Dolinsek
Der Villacher Glaskünstler Franz Heili gesteht seine Unfähigkeit, ein
Kärntner zu sein und ersucht den Landeshauptmann um Hilfestellung.

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann, nach wie vor sehe ich in Ihnen den Landesvater, der sich ständig bemüht, jedem Kärntner sein Heimatland so angenehm wie möglich zu gestalten. Diese Aufgabe kostet bestimmt viel Kraft und Energie, aber man sieht auch schon da und dort die ersten Früchte. Diese spürbare Bewegung verlangt jedoch auch von den Menschen, an die sie sich richtet, einen gewissen Einsatz, ein Feedback, ein Mitmachen, ein Erkennen. Fähige Zeitgenossen sind gefragt!
Ich, lieber Herr Landeshauptmann, bin völlig unfähig und kann mir beim besten Willen nicht erklären, warum gerade mir viele Ihrer gut gemeinten Initiativen nicht gefallen. Ich erkläre Ihnen das am besten anhand einiger Beispiele.
Sehen Sie, da ist dieser Kärntneranzug. Ziehe ich den an, bin ich, im Spiegel betrachtet, eine lächerliche Figur. Da immer mehr Menschen diese Kleiderordnung bei allen möglichen Anlässen befolgen, sehe ich für mich als beste Lösung zu Hause zu bleiben. Ich muss Ihnen auch gestehen: Ich habe noch nie eine Brennnesselsuppe gegessen – mir graust schon, wenn ich das Wort nur höre! Und so sehr ich mich bemühe, als selbstständig Kunstschaffender Glaskunst im traditionellen geschichtsträchtigen Stil zu fertigen, passiert es mir immer wieder, dass ich mit provokant alternativen Werken oder Experimenten meine Mitmenschen verärgere. Dabei habe ich mir schon angewöhnt, kreative Gedanken zwanghaft zu unterdrücken und Ideen erst gar nicht aufkommen zu lassen.
Nun fällt mir noch ein, dass mir beim Kärntnerlied beinahe Tränen in die Augen schießen. Aber wenn 1000 Leute bei der Starnacht am Wörthersee jubeln und sich köstlich unterhalten – mir gelingt das nicht. In einem Gespräch mit einer mir bekannten Psychotherapeutin wurde mir versichert, dass ein Krankheitsbild nicht zu erkennen ist. Ich glaube, es ist einfach Unfähigkeit und so sehe ich mich eigentlich als Verhinderer. Ja ich denke, ich bin ein Hindernis in dieser Kärntner Gesellschaft.
Ich habe diesem Land viel zu verdanken, hab ich hier doch gratis meine Schulen absolviert. Ich konnte mich über ein Jahr lang militärisch ausbilden lassen und werde nie vergessen, dass selbst an einem Feiertag ein Zahnarzt mich von meinen Schmerzen befreite. Da muss man schon sagen: „Kärnten hat was“.
Trotz allem bin ich immer öfter unfröhlich und es belastet mich schwer, dass ich mit diesen vielen Defiziten, die ich eingangs geschildert habe, immer wieder scheinbar Probleme verursache.
Von Ausländern fernhalten!
Sehen Sie, ich weiß zum Beispiel, dass man sich von Ausländern fernhalten und mit diesen so wenig wie möglich freundschaftlich loyale Bande knüpfen sollte. Bei mir ist das jedoch anders. Ich fühle mich geradezu hingezogen zu Menschen aus anderen Kulturen und wie es der Teufel haben will, bin ich quasi im Handumdrehen immer wieder mit jemanden befreundet, der kein Kärntner ist. Vielleicht ist das doch krank? Ich war sogar mit einer Afrikanerin verheiratet!!! Jetzt bin ich Witwer.
Seit geraumer Zeit denke ich, es wird das Beste für mich sein, das Land zu verlassen.
Ich bitte Sie, mir dabei zu helfen. Wo soll ich hin? Was schlagen Sie vor?
Und da ist jetzt noch die Pro-Kopf-Verschuldung. Bitte nennen Sie mir den Betrag, den ICH schuldig bin. Ich will das Land nämlich nicht verlassen, ohne meine Schulden beglichen zu haben. Nennen Sie mir Kontonummer, Bank und den Betrag, der einzuzahlen ist. Wenn schon unfähig, krank oder sonst irgendwie Querulant, dann wenigstens korrekt.
Ich bin überzeugt, Sie werden mir helfen können und sehe mit Interesse Ihrer Reaktion entgegen.
Hochachtungsvoll,
Franz Heili

P.S.: Wissen Sie Herr Landeshauptmann, wenngleich ich als junger Mensch auffallend schöne blaue Augen hatte, so lässt sich in meiner Ahnenforschung eine genaue Blutlinie nicht feststellen. Möglicherweise habe ich einen Schuss Blut in mir aus längst vergangenen Zeiten? Naja, die Türken waren im Gurktal oder die Slawen oder vielleicht sogar ein englischer Besatzungssoldat. Wissen wir nicht! Aber ich bin auch ein Kärntner. Das heißt, Menschen, die mir helfen, vergesse ich nicht und die können auch auf meine Hilfe bauen.
FRANZ HEILI