Haus und Hüter

(Johann Skocek; DER STANDARD Printausgabe 13.
August 2009)

Haus und Hüter
Landeshauptmann Dörfler ehrt Ex-ÖFB-Präsident Mauhart

Klagenfurt
– Gerhard Dörfler fällt dieser Tage von einem Höhepunkt in den
nächsten. Am Mittwoch zeigte sich Kärntens Landeshauptmann vor dem
Anpfiff des Länderspiels Österreich – Kamerun im Spiegelsaal der
Landesregierung in einem hellbraunen Anzug mit passender fahloranger
Krawatte. Ex-ÖFB-Präsident
Beppo Mauhart erhielt das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes
Kärnten. Dörfler dankte dafür, dass Mauhart und die Ex-Vizekanzlerin
Susanne Riess-Passer Klagenfurt als EURO-Stadt 2008 ausgesucht haben.

Mauhart
(schwarzer Anzug, rote Krawatte) nahm die Auszeichnung routiniert
entgegen und warnte vor dem „Schildbürgerstreich”, das Klagenfurter
Stadion von rund 30.000 auf 12.000 Sitzplätze zurückzubauen. Der
Rückbau war Teil des EURO-Konzepts – in Innsbruck ist er vollzogen, in
Salzburg wurde er von Klubchef Didi Mateschitz verhindert. Dank
vorausschauender Planung, die sich auch in einschlägigen Abmachungen
von Klagenfurts Ex-Bürgermeister Harald Scheucher mit
Ex-Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka niederschlägt, kommt die
Verkleinerung den Steuerzahler teurer, als den (derzeitigen) Vollausbau
endgültig zu vollziehen.

Bauherr und Eigentümer ist die Stadt
Klagenfurt, die Finanzierung erfolgte durch Bund, Land Kärnten und die
Kommune zu je einem Drittel. Den Rückbau blecht der Bund solo, der
Klagenfurter Stadtrat Waschi Mertel (ein ehemaliger Klassekicker)
beziffert die Kosten mit rund 17 Millionen Euro.
„Österreich war vor
der EURO ein Entwicklungsland”, sagte Mauhart dankesredend, „die
Infrastruktur hätte den Fußball umgebracht.” Im Zuge der
EURO-Bewerbungen entstand in Graz ein neues (wenn auch seltsames)
Stadion, wie in Klagenfurt und Innsbruck, Wiens Happel-Haus wurde
saniert. Für die Nachhaltigkeit bräuchte es noch ein Sport-Museum
(Fußball-Olympia-Ski), der Initiative verpflichtete sich auch
ÖFB-Präsident Leo Windtner.

Das Bankett mit Kameruns
Verbandsdelegation wurde im Schloss Loretto am Wörthersee serviert. Und
so nebenbei auch die Lösung für die Startschwierigkeiten von
Klagenfurts Kickern: Die Umgebung ist für Menschen mit Cash (wie Profis
eben) im Sommer viel zu entspannungsgeladen, um ernsthaft an Arbeit
oder gar Kampf zu denken. Hier merkt man so gar nichts vom politischen
Pfusch und der Slowenenverhöhnung von Dörfler und seinem Vorgänger. Die
Sonne scheint, die Segelboote gleiten, das Stadion ist voll, und in
Wien werden sie schon dafür sorgen, dass es auch länderspieltauglich
bleibt.

Dörfler hat ein vitales Interesse an der großen Bühne. So
kann er noch oft in ausländischen Leiberln an fremde Quartiere klopfen,
Plüschlöwen (oder Sonnencreme) verteilen und ein Foto mit berühmten
Männern machen lassen.

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