Erholung mit steigender Arbeitslosigkeit
Erholung mit steigender Arbeitslosigkeit
4. Oktober 2013, 17:10
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grafik: apaNettolöhne sinken, Konsum schwächelt, die Exportindustrie entwickelt sich gut. Wifo- und IHS-Ökonomen rechnen mit spürbarem Anstieg des Wachstums für 2014
Wien – Wenn die Gewerkschafter die Daten der Wirtschaftsforscher halbwegs ernst nehmen, dürften die laufenden Lohnverhandlungen der Metaller und die kommenden Runden der übrigen Branchen hitzig werden. Denn nachdem die Pro-Kopf-Nettolöhne 2010, 2011 und 2012 um mehr als ein Prozent zurückgegangen sind, werden die Gehälter auch 2013 rückläufig sein (-0,2 Prozent). Das geht aus der am Freitag vorgestellten Herbstprognose des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo hervor.
Hauptursache für die Entwicklung ist, dass die Lohnabschlüsse der Sozialpartner in den vergangenen Jahren nicht ausgereicht haben, um Inflation und kalte Progression (Lohnsteigerungen führen dazu, dass der Arbeitnehmer in eine höhere Steuerklasse rutscht) auszugleichen.
Die schwindende Kaufkraft der Bürger belastet zusehends den Konsum, warnte Wifo-Chef Karl Aiginger bei der Vorstellung der Zahlen. Die Ausgaben für dauerhafte Konsumgüter wie Pkw, Kühlschränke und Computer dürften 2013 um fünf Prozent einbrechen, insgesamt werden die Verbraucherausgaben heuer stagnieren.
Die einzig gute Nachricht aus Sicht der heimischen Wirtschaft: Da die schwache Kauflaune vor allem importierte Waren betrifft, trifft die Flaute die heimische Produktion zunächst nicht.
Das Wifo erwartet für 2013 wie schon bei der Prognose im Juni ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent, 2014 sollen es 1,7 Prozent werden. Das Institut für höhere Studien (IHS), rechnet in seiner ebenfalls am Freitag veröffentlichten Prognose für heuer mit einem Plus von 0,5 und im kommenden Jahr mit einem Wachstum von 1,8 Prozent.
Dabei sind nicht nur die Konsumenten, sondern auch Unternehmer zurückhaltend. Die Ausgaben für Maschinen und Fahrzeuge dürften heuer 3,5 Prozent zurückgehen. Das liegt nach Angaben von Aiginger nicht an der mangelnden Bereitschaft der Banken Kredite zur Verfügung zu stellen, die Finanzierungssituation der Betriebe sei günstig. Doch viele Unternehmen sind nach der Krise immer noch damit beschäftigt, ihre Bilanzen in Ordnung zu bringen. Der Optimismus der Unternehmer ist zudem – StichwortEurokrise– endenwollend.
Wenig Lust auf Investitionen
Dass die Wirtschaft trotzdem wachsen wird, liegt vor allem an der Exportindustrie, die sich stark entwickelt. Die Ausfuhren werden heuer um 2,3 Prozent zulegen und dürfte im kommenden Jahr noch einmal um 5,5 Prozent ansteigen. Die Unternehmer blicken zudem laut Befragungen zusehends optimistischer in die Zukunft, was auch zu einem Anstieg der Investitionen 2014 führen dürfte. Dank des Beschäftigungswachstums rechnet das Wifo mit einem Anstieg der Haushaltseinkommen im kommenden Jahr, was der Inlandsnachfrage zugute kommen dürfte.
Für denArbeitsmarktsind die Aussichten weniger rosig: Industrie und Bauwirtschaft reagieren mit einer Verzögerung auf die Konjunkturdelle der vergangenen Monate weshalb die Arbeitslosigkeit von derzeit 4,9 auf 5,2 Prozent im kommenden Jahr ansteigen wird. Die Zahl der neu geschaffenen Jobs reicht nicht aus um die steigende Erwerbsbeteiligung (Frauen, ausländische Arbeitskräfte) aufzuwiegen. Hinzu kommt, dass vielen Arbeitslosen der Weg in die Frühpension durch das jüngste Reformpaket der Regierung versperrt wurde, was sich in der Statistik niederschlagen wird.
Den Staatshaushalt sehen sowohl Wifo als auch IHS auf Konsolidierungskurs – „wir gehen in Richtung Nulldefizit 2016“, sagte Aiginger. IHS-Chef Christian Keuschnigg sieht angesichts der Konjunkturerholung sogar einen Spielraum für beschleunigte Sparanstrengungen. Die große Unbekannte bei dieser Rechnung ist die Kärntner Hypo: Für heuer, hat das IHS die Staatsausgaben für die Bank mit 1,9 Milliarden veranschlagt, im kommenden Jahr noch einmal mit 500 Millionen. Die Kosten könnten allerdings weit darüber liegen. Als einer der ersten Aufgaben sollte die neue Regierung daher einen Kassasturz durchführen, forderte Aiginger, um die Kosten für die Bankensanierungen beziffern zu können. (szi, DER STANDARD, 5.10.2013)
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